Mittwoch, 30. November 2016

Helsinki

Das letzte Wochenende habe ich mit meiner Austauschorganisation in Helsinki verbracht.
Am Samstag Morgen ging es mit der Fähre von Tallinn nach Helsinki und Sonntag Abend zurück.
Auf der Fähre hatten wir immer ein Buffet, somit haben wir quasi die jeweils zwei Stunden mit Essen verbracht.
In Helsinki angekommen sind wir direkt vom Hafen zum Hostel gegangen. Das Hostel war direkt im Stadtzentrum und super modern und schön.
Wir sind in kleineren Gruppen durch die Stadt gelaufen und hatten eine Challenge zu erledigen, die teilweise echt lustige Aufgaben hatte. Zwischendurch haben wir noch ein wenig die Einkaufszentren durchstöbert.

ein Ausschnitt vom Marktplatz
Meine Challangegruppe
die Kathedrale

ein Blick von oben



Stadtzentrum

Finlandia, das Musik- und Theaterhaus in Helsinki
a view to the central train station

Töölö Bay

Am Sonntag haben wir uns entschieden in das Kiasma Museum zu gehen, ein Museum für moderne Kunst.

In den ersten Etagen wurden wichtige Themen wie Säureattacken in Indien, FGM (female genital mutilation/cutting), Plastikverschwendung, Lebensverhältnisse in Thailand und Flüchtlinge angesprochen.
In den nächsten Teilen des Museums ging es dann mehr um die moderne Kunst.
Schaut einfach selbst.










Danach sind wir nur noch ein wenig durch die Stadt gelaufen und dann wieder zurück auf die Fähre. Ein schönes kurzes Wochenende in Helsinki!

Bis zum nächsten Blog,

Michi :)

Sonntag, 20. November 2016

3. Monat: Umzug, Tallinn & Schnee

Mein letzter Monat war ziemlich stressig, angefangen hat alles mit dem Umzug in den Ferien, was auch den letzten Abend mit meiner Klasse nach sich gezogen hat, und zwei Tage später ging es für mich schon nach Tallinn, endlich, zum ersten Mal.

Am letzten Tag in meiner Klasse hatten wir eine Veranstlatung, Leib ja Lilled (Brot und Blumen), jede Klasse der Schule denkt sich ein Programm für den Abend aus. Wochen davor wurde schon heimlich und intensiv geübt, denn niemand soll sich etwas abschauen, bis dann an dem Abend die ganze Schule zusammen kommt und die Geheimnisse gelüftet werden. Vorzuführen gibt es einen Sketch, ein Kurzprogramm und einen Musiktitel. Es läuft wie bei dem Eurovision Songcontest, es gibt eine Jury die alles bewertet und Punkte verteilt. Am Ende steht das Ergebnis fest. Sieger war meine Klasse.


In Tallinn habe ich die Stadt erkundigt, Freunde getroffen, die in Tallinn leben und ich war shoppen.
An einem Tag war ich zum ersten Mal in einem Katzencafe. In dem Café sind 9 Katzen und sie wurden alles aus Tierheimen genommen. Um die Zufriedenheit der Tiere bereitzustellen, gibt es dort Regeln, die man auch unterschreiben muss und man bezahlt einen extra Betrag nur für die Tiere, es gibt auch die Möglichkeit Essen für die Katzen zu bestellen und es wird darum gebeten, sich extra viel Zeit für die Katzen dort zu nehmen. Und wenn die Tiere keine Lust mehr haben, haben sie selbstverständlich die Möglichkeit an einen ungestörten Ort zu gehen. Die Toilette und Essen steht auch jeder Zeit für die Tiere bereit!

der wohl bekannteste Blick über Tallinn



 
Zu meiner großen Überraschung, hat es in der Zeit, in der ich in Tallinn war, angefangen zu schneien. Nachdem ich am Abend zuvor noch mit Freunden darüber gescherzt habe, lag am nächsten Tag Schnee auf den Straßen. Das war ein echt lustiger Zufall, ich konnte es gar nicht glauben! Meine Gastmutter hat mich auch sofort am Morgen angerufen und gefragt, ob ich den Schnee sehe. Das war also mein erster Schnee in Estland.
Mittlerweile liegt hier pünktlich eine Woche nach dem ersten Schnee, dem 1.November, überall Schnee. Es wird immer mehr und mehr Schnee, aber daran muss ich mich wohl gewöhnen. Bis März wurde mir der Schnee quasi versprochen und er wird mich somit die Hälfte meines Jahres begleiten.
in einem Moor in Estland

In den Ferien habe ich auch meine Schule zum ersten Mal gesehen. Als ich den ersten Schultag hinmusste, fühlte ich mich wirklich mulmig, aber weniger aufgeregt, als an meinem ersten Schultag an der alten Schule. Ich wusste allgemein, wie es an estnischen Schulen ist, aber natrülich unterscheiden sich auch die Schulen in Estland sehr stark voneinander,  hier ein paar Unterschiede zu meiner alten Schule.
Ich möchte nochmal anmerken, dass es natürlich auch andere Umstände sind.
(Privatschule, Stadt, …)

1. Die Regel mit der Garderobe wird nicht so ernst genommen, man kann seine Sachen wechseln, muss man aber nicht, es gibt auch keine Schließfächer für jeden

2. Es gibt keine Schulklingel, alle kommen mal zu spät, auch die Lehrer manchmal, das ist etwas flexibler

3. Es essen kaum Leute in der Schule und meistens gehen alle raus.

4. Die Schule ist technisch weniger ausgestattet als meine Vorherige.

5. Ich bekomme extra Estnischunterricht und die Lehrer versuchen mich so gut es geht in den Unterricht einzubeziehen

Mein erster Tag war ein normaler Schultag und kein besonderer Tag, wie der 1. Septmeber. Alle hatten natürlich schon ihre Sitzplätze und ich musst mich irgendwie einfinden. Leider wurde ich auch weniger gut aufgenommen, als an meiner alten Schule, was mir ziemlich zu schaffen gemacht hat, aber mittlerweile wird es besser.
Momentan fahre ich immer mit meiner Gastmutter zur Schule, wenn ich länger in der Stadt bleiben möchte, muss ich den Bus nehmen und danach noch 45 Minuten laufen.

In meiner Freizeit probiere ich mich momentan noch sehr aus; Ballett, Chor, Gesangsunterricht, Fitnessstudio. Ich versuche mir noch einen neuen Alltag aufzubauen, aber es ist alles noch etwas chaotisch.
Insbesondere meine letzte Woche war stressig, ich war bei einem Klassik Konzert, bei anderen Veranstaltungen und hatte einige Dinge zu klären und zu regeln.


Meine Pläne für die nächste Zeit:
Ich besuche meine alten Klassenkameraden
Trip nach Helsinki mit yfu
Trip nach Stockholm mit meiner neuen Klasse
ein paar weitere Tage in Tallinn
ein Winterball an meiner alten Schule
ein Ballett im März in Tallinn

Noch ein paar Bilder von einer alten Schule





Bis zum nächsten Blog,

Michi :)


Freitag, 21. Oktober 2016

Umzug

Meine Gastfamilie hat sich dazu entschieden umzuziehen und natürlich kam die Frage auf, ob ich mich nach einer neuen Gastfamilie umschaue oder mitkomme.
Ich habe mich dazu entschieden, mit meiner Gastfamilie mitzukommen.
Wir ziehen leider nicht in die Nachbarschaft, sondern in die Nähe einer größeren Stadt, Rakvere.
Momentan lebe ich mit dem Auto ca. 30min nördlich von Tartu entfernt (Imukvere).
Das bedeutet, dass ich auch meine Schule wechseln werde.
Zum Glück ist Estland nicht so groß und der Weg nicht so weit, sodass ich meine Freunde oft besuchen kann und sie mich. (Und wer meine neue Adresse haben möchte, kann mich gerne privat danach fragen.)
Ich werde in Rakvere auf ein privates Gymnasium in die 11. Klasse gehen. Eine andere deutsche Austauschschülerin geht auch dort zur Schule allerdings in die 10. und manchmal 12. Klasse. Und ihre Gastmutter wird meine Klassenlehrerin werden, wodurch sie mir schon viele Infos von der Schule gegeben hat und was mir etwas die Angst nimmt. Meine Gastmutter wird an der Schule arbeiten, somit ist das alles etwas einfacher.
Trotzdem fängt für mich alles von 0 an; neue Schule, neues Umfeld, neue Leute und neue Hobbys. Also wird es in nächster Zeit in meinem Blog wieder viel um das Einleben gehen.
Und da ich gefragt wurde, wann die Blogeinträge immer online kommen:
Immer am 16. des Monats (monatliches Update), da ich am 16.08. hier in Estland angekommen bin.
Und im Zusammenhang mit dem Umzug und der Woche in Tallinn (ich fahre am 23. endlich nach Tallinn!), kann zwischendurch auch nochmal was kommen!

Bis zum nächsten Blog,

Michi :)

Sonntag, 16. Oktober 2016

2. Monat: Sprache, Veränderungen und Freunde

Und nun ist auch schon der zweite Monat um, das geht hier alles ganz schön schnell. Das fällt mir vor allem gerade jetzt beim Blog schreiben auf, es fühlt sich an, als hätte ich meinen letzten Blog letztes Wochenende hochgeladen, das ist jetzt aber schon einen Monat her.

Die meiste Zeit im letzten Monat habe ich natürlich in der Schule verbracht.
Es hat sich nicht viel zu vorher verändert, ich habe erste Noten in Englisch, Chemie, Deutsch, Psychologie und Sport bekommen.
In der Schule spreche ich hauptsächlich Englisch mit meinen Klassenkameraden, einige Lehrer sprechen englisch und versuchen mir etwas zu erklären, die Meisten sprechen aber nur estnisch.
Was dazu führt, dass ich die meiste Zeit etwas für mich alleine machen, estnisch lernen zum Beispiel. Dafür hab ich ein Buch, ein Vokabelheft und ein Grammatikheft. Dazu hat mir meine Gastmutter in letzter Zeit auch noch viele ihrer Comichefte gegeben.

Das Buch kann ich sehr gut empfehlen, es ist zwar nur auf estnisch, aber es besteht aus Dialogen, Texten, Bildern, Grammatik und etwas allgemeinem zur Sprache. Am Ende jeder Lektion gibt es immer einen Test für das gelernte der Lektion und nach 5 Lektionen immer einen größeren Test. Insgesamt besteht es aus 25 Lektionen. Ganz am Ende des Buches gibt es eine Zusammenfassung der Grammatik, alles wichtige zur Sprache, die Vokabelliste (estnisch—> deutsch)  für jede Lektion alphabetisch geordnet und dann nochmal eine Vokabelliste von allen Wörtern.

Damit verbringe ich also die meiste Zeit.
Meine Sprachkenntnisse belaufen sich momentan nur auf kleinere Konversationen, die ich führen kann und manchmal verstehe ich auch das Thema, über das gesprochen wird.
Am Anfang ist es mir wirklich sehr sehr schwer gefallen estnisch zu lernen. In meinem Kopf blieb nichts länger als 10 Sekunden, in den ersten Wochen hatte ich nach der Schule immer Kopfschmerzen, durch das Wechseln der drei Sprachen und in meinem Kopf war ein einziges Sprach-Wirr-Warr.
Mittlerweile fällt es mir um einiges leichter estnisch zu lernen, zu verstehen und zu sprechen. Momentan versuchen wir zu Hause die meiste Zeit estnisch zu sprechen, das kappt mäßig. Mit einigen Leuten muss ich mich aber auf estnisch verständigen und ich muss euch sagen, wenn ich mich wirklich auf estnisch unterhalten muss oder Dinge klären muss, klappt das auf einmal viel besser. Also am besten tun alle in meinem Umfeld einfach so, als würden sie nur estnisch sprechen und dann klappt das bestimmt schneller mit dem Lernen, hoffe ich :D
Ein paar Fakten zur Sprache:

1. Estnisch hat 14 Fälle, mit denen man ausdrückt woher man kommt, wo man ist, wo man hingeht, mit/ohne wem/was man irgendwo hingehen möchte, was man werden möchte usw.

2. Es gibt keine wirkliche richtige Satzstellung, man packt das zusammen wie man Lust hat.

3. Es gibt keine Artikel und weniger Präpositionen als im deutschen (dafür die Fälle)

4. Es gibt kein Futur, man sagt einfach „morgen“, „in ein paar Wochen“ oder wann auch immer es passiert

5. Mich erinnert estnisch ein ganz kleines bisschen an französisch.

In der Schule gab es zwei „größere“ Tage und zwar war das einmal der Lehrertag und die Fuchstage.
An meiner Schule gab es zwei Fuchstage, die meine (11.) Klasse organisiert hat. Allgemein sind das Tage, wo man die 10. Klasse willkommen heißt. Anders als in Deutschland, schreibt man hier in der 9. Klasse große Arbeiten und man kann sich dann entscheiden, ob man aufs Gymnasium geht, deshalb gibt es in den zehnten Klassen immer neue Schüler.
Bei mir lief es so ab, dass sie am ersten Tag ein Thema bekommen haben, wonach sie sich kleiden mussten, dann kam an dem Tag Joga dazu und Klassiker, wie sich mit Knoblauch in der Zahnpasta die Zähne zu putzen, etliche ranzige Dinge essen und Tischdienst.
Am zweiten Tag, hatte jeder seine eigene Rolle, nach der er sich kleiden musste. Es gab wieder viele verschiedene Spiele und einiges an kleinen „Köstlichkeiten“ zum Essen. Am Ende des Tages wurde auch noch kontrolliert, ob jeder sein persönliches Ei, dass er am Tag davor bekommen hat, gut beschützt hat und es wohlbehütet wieder mitgebracht hat.
Was mich erstaunt hat war, dass die Klasse das wirklich ernst mitgemacht hat, die Kostüme waren wirklich teilweise sehr kreativ und real, jeder hat das Essen gegessen und alle waren motiviert, obwohl es am zweiten Tag doch Schwund der Schüler gab.
Natürlich ist das an jeder Schule anders, so haben andere Schulen eine ganze Fuchswoche oder
die 12. Klasse plant das für die 10. Klasse, manche Schulen haben auch gar keine Fuchswoche.

Der Lehrertag (Õpetajapaev) wurde bei mir, anders als an anderen Schulen, am 7. statt am 5. Oktober „gefeiert“. An dem Tag übernimmt die 12. Klasse den Unterricht an der Schule, auch ein paar Schüler meiner Klasse haben ausgeholfen, einige "Lehrer" mehr oder weniger ernst, aber lustig war es. Am Ende des Tages, gab es dann noch eine Schulzeremonie, wo unseren Lehrern und "Lehrern" gedankt wurde und sie sogar gesungen haben.

In meiner Freizeit hat sich momentan eigentlich fast alles verändert.
In der Musikschule, eigentlich ist es eher ein Musikstudio, singe ich nur noch. Zu Hause haben wir kein Klavier, also könnte ich nicht wirklich üben und somit hat sich das dann ergeben.
Aus verschiedenen Umständen kann ich nicht mehr nach Tartu zum Turnen fahren, weshalb meine letzten Wochen von viel Langeweile geprägt waren.
Da musste natürlich irgendwas neues her, nur ist das hier in Estland und erst Recht auf dem Land etwas kompliziert.
Da ich aber mein Cyr mitgenommen habe, hätte ich ja eigentlich eine Freizeitbeschäftigung, nur haben wir nie eine richtige Genehmigung für die Hallennutzung der Schule bekommen. Das habe ich dann mit der Sportlehrerin geklärt und nun kann ich nach Hallenbelegung trainieren. Das ist momentan immer nur Montag der Fall und wenn die Halle leer ist. Ich habe jetzt auch Badminton ausprobiert, bis jetzt macht es mir Spaß und ich bin über jede Freizeitbeschäftigung dankbar.

Eigentlich sollte in diesem Blog auch etwas über mein Wochenende in Tallinn kommen…
Naja … es kommt nunmal alles anders als man denkt.

An einem Wochenende gab es einen Art Jahrmarkt, in der „Stadt“ wo meine Schule ist. Es gab verschieden Stände mit Essen, Kleidung, Schmuck etc.. Ich habe in Estland noch nie so viele Leute auf einem Platz gesehen und das quasi gleich nebenan.



Den einen Tag war ich zum Shoppen für Schuhe in Tartu, da mein Paket dort noch nicht da war und es langsam kalt wurde.
Ein anderes Wochenende habe ich bei einer Freundin verbracht. Wir waren am 1.10. in Tartu, das war der estländische Musiktag, und es gab überall kostenlose Musikveranstaltungen, und wir haben uns dort ein estnisches Klassik Konzert angesehen. Danach waren wir noch ein wenig in Tartu einkaufen.

An einem Abend bin ich dann mit anderen Leuten aus meiner Klasse nach Tartu zum Autokino gefahren, eigentlich waren wir total auf den Film „Nerve“ gespannt, da das aber eine Veranstaltung der Wissenschaftswoche war und einer der Wissenschaftler nicht mit dem Film kommen konnte, haben sie den Film „Imitation Game“ gespielt. Ich kann mich eigentlich nicht wirklich für den falschen Film beschweren, da es alles (inklusive Popcorn) kostenlos war.
Ich schätze es sehr, dass es in Tartu viele kostenlose Veranstaltungen gibt!



Dann hatte ich am 8. & 9.10. mein Herbstseminar von yfu (meine Austauschorganisation), wo ich alle anderen Austauschschüler wiedergesehen habe. Das ganze fand in Tallinn (Viimsi) in einer Schule statt.
Wir hatten Workshops zu den Themen: Freunde, Familie, Freizeit und Schule. Dazu kam ein Estnischsprachtest, der uns in unsere Estnischsprachkurse eingeteilt hat. (Ich war in der besten Gruppe, was für mich eine kleine Belohnung und Anerkennung für das ganze Gelerne, die Kopfschmerzen und das Nerven meiner Mitschüler war.)
Probleme, Sorgen, Ängste und Erfahrungen wurden fleißig untereinander ausgetauscht und jeder hat sich gegenseitig Tipps gegeben.

Und an diesem Wochenende (15.&16. Oktober) haben wir den ersten Geburtstag meiner kleinen Gastschwester gefeiert.

Updates:
Meine Pakete: Ja, Pakete :P
Ich habe ein Paket mit Lebkuchen, Schokolade, Duschbad etc. von meinem Vater aus Österreich zugeschickt bekommen, was insgesamt vier Tage gedauert hat.
Das Paket von meiner Mutter ist dann am 11.10. ziemlich zerstört, aber vollständig, mit einem Umweg durch Spanien, nach 38 Tagen auch endlich hier in Estland angekommen. Nun kann der Winter kommen!
Zum Wetter: Die Temperaturen sind einstellig und jeden Morgen bin ich dankbar, wenn das Thermometer über Null Grad anzeigt. Aber es wird kälter!

Ich habe nun noch eine Woche Schule und dann beginnt meine Ferienwoche, die ich hoffentlich in Tallinn verbringen werde, vielleicht kommen andere Austauschschüler zu mir, ich fahre zu ihnen oder kann Städte besichtigen, dann geht die Schule weiter und mehr ist auch noch gar nicht geplant.

 Bis zum nächsten Blog,

Michi :)

Freitag, 16. September 2016

1. Monat: Ausflüge, Schule & Freizeit

Wie ich ja schon im letzten Blog erwähnt habe, habe ich eine Karte, wo ich alle Orte ankreuze, an denen ich schon gewesen bin.
Das hat sich natürlich in den Ferien schnell erweitert.
Ein paar Highlights waren der Besuch eines Sommerfestes in Mehikoorma, der erste richtige Besuch in Tartu, Rakvere und Viljandi.

Da meine Gastmutter als Jugendarbeiterin tätig ist, waren wir am 26.08. auf einem Sommerfest in Mehikoorma. Das ist am Peipussee und die dünnste Stelle des Sees und zur russischen Grenze.
Dort gab es ein paar Essendstände und eine Show, mit Tänzern und lokalen ‚berühmten‘ Sängern.



Der krönende Abschluss des Abends waren Feuertänzerinnen und ein Feuerwerk über dem See.


Wir sind zwar oft durch Tartu gefahren oder waren für eine kurze Zeit da, aber um wirklich die Stadt zu erkunden hat es nicht gereicht. Also folgte natürlich noch ein ausführlicher Besuch inklusive Shopping.
Es kam ein Austauschschüler, der in Tallinn wohnt dazu, eine andere Austauschschülerin, die in der Nähe von Tartu wohnt mit einer Austauschschülerin, die ein paar Jahre zuvor ihr Auslandsjahr hier verbracht hat.
Ich bin sehr froh, dass es in Tartu ein Vapiano gibt, so dass es dort Mittag gab. Später ging es noch in ein anderes Café.
Zwischendurch haben wir uns die Zeit in den drei Shoppingmalls und auf Schaukelbänken am Fluss vertrieben.
Da ich mit dem Auto 45min von Tartu entfernt wohne, folgten natürlich noch weitere Besuche in Tartu.
Mittlerweile kenne ich mich schon relativ gut in Tartu aus und ich finde die Stadt super schön !




Einen Tag ging es dann nach Rakvere, da wir dort auch Verwandte haben. Ich war dort in der Mall und danach ging es nach Jahren endlich mal wieder Reiten!


Auf dem Rückweg von Rakvere haben wir uns dann noch die Raketenabschussbasis in Rohu angesehen. Dort wurden damals die Raketen der Sowjetunion gelagert.
http://www.visitestonia.com/de/die-raketenabschussbasis-von-rohu






In der Nähe von Viljandi haben wir auch Verwandte, da habe ich mich einen Tag mal abgekapselt und mich mit einer anderen deutschen Austauschschülerin getroffen. Sie lebt in VIljandi und hat mich ein wenig herum geführt.
Sie hat mir ihre Schule gezeigt und als Zufall, war an dem Tag ein Fußballspiel und ein Motorbootsrennen, was wir uns ansehen konnten.


Das waren einige Ausflüge.

Am 1. September ging dann die Schule los! Das ist in Estland ein echt besonderer Tag.
Jeder zieht sich schick an und alle freuen sich auf die Schule.
Denn am 1.September werden auch die Erstklässler mit einer Zeremonie eingeschult.
Für mich war das was besonderes, in Deutschland freut sich schließlich keiner auf den ersten Schultag, aber ich habe mich wirklich gefreut! (vielleicht lag es auch daran, dass ich total gespannt war, mir langsam langweilig wurde und ich Leute in meinem Alter kennen lernen wollte)
Los ging es für mich um 8Uhr früh als der Wecker klingelte, meine Gastmutter machte mir die Haare und mein Gastvater brachte mich bis zum Bus.
Ich war unglaublich aufgeregt und hatte total Angst, dass keiner mit mir reden wird.
Und dann so viele fremde aber nette Gesichter.
Dann ging es ca. 40 min mit dem Bus an Feldern vorbei, die Kühe standen schon draußen, Hasen hoppelten über die Felder, Katzen haben die ersten Mäuse im feuchten Gras gefangen und die Sonne ging auf. Das war alles so neu und so viel Natur auf einmal, aber einfach schön.
Zum Glück konnte ich die Schule schon zwei Tage früher sehen, als wir die Bücher abgeholt haben und das Gespräch mit dem Direktor und meiner Klassenlehrerin hatten.
Also ging ich schnurr strags ins Gebäude zu meinem Klassenraum. Zum Glück sah ich sofort meine Klassenlehrerin und ging mit ihr in den Raum, wo mich alle erst mal ansahen ich mich aber neben eine Schülerin setzen sollte.
Alle waren total nett, haben sofort mit mir geredet und mir alles erklärt!
Die Klassenlehrerin hatte eine EInführungspowerpoint erstellt, wo auf einmal mein Name stand und ich mich kurz auf estnisch vorstellen sollte. Der Rest wurde mir von den anderen glücklicherweise übersetzt.
Danach ging es auch schon in die Aula, wo die Zeremonie begann.
Unsere Klasse musste dann noch alle Stühle wegräumen, was bei insgesamt 230 Schülern kein großes Problem darstellte.
Dann konnten wir auch schon gehen, ich wartete draußen noch mit Klassenkameraden, bis meine Gasteltern da waren und mich abholten. Ich war sichtlich glücklich und erleichtert.
Danach ging es nach Jõgeva, um meine eigene estnische ID-Card abzuholen und um einzukaufen und dann ging es ab nach Hause.

zwischendurch zur Mühle in Kuremaa

Dort erwartete mich ein Kringel und am Nachmittag ging es wieder nach Tartu in das Büro meiner Organisation, um etwas Kuchen zu essen.
Ich ging dann noch zum Geräteturnen in Tartu und unternahm etwas mit anderen Austauschschülern.

Meine Schule ist übrigens das Oskar Luts Gymnasium in Palmmuse.
http://www.palamuse.edu.ee/web3/
Wir haben ca. 230 Schüler von der 1. bis zu 12. Klasse. Ich gehe in die 11. Klasse und wir sind 20 Schüler (12 Mädchen und 8 Jungen)
Oskar Luts ist ein sehr bekannter estnischer Schriftsteller, der in Palmmuse gelebt hat. Nach ihm wurde also das Gymnasium benannt.

Ab dem 2. September begann der Unterricht dann also richtig.

Normaler Alltag:
Ich laufe 15min zur Busstation fahre ca. 40min zur Schule. In der Schule angekommen gehe ich zu meinem Spint, wechsle meine Schuhe, hänge meine Jacke in den Spint, packe meine Bücher die ich für den Tag brauche in meine Tasche und gehe zur ersten Stunde.
Eine Stunde geht 45min, dann 10min Pause. In den Pausen isst für gewöhnlich keiner, da alle nach der vierten Stunde in der Schule essen und das Essen ist echt gut und kostenlos.
Dann habe ich immer zwischen 6 und 8 Stunden.
Bücher wieder in den Spint, andere Schuhe und Jacke an, wieder zum Bus und ab nach Hause

Da meine Schule ziemlich klein ist, wusste natürlich sofort jeder, dass ich eine Austauschschülerin bin und ich fühlte mich in der ersten Woche, wie eine Sehenswürdigkeit. Mittlerweile, weiß auch mein ganzer Ort, dass ich eine Austauschschülerin bin und ich werde auch eigentlich fast immer auf englisch angesprochen.  





Am Dienstag und Donnerstag werde ich immer von meinem Gastvater zur nächsten größeren Bushaltestelle gefahren, von wo ich dann nach Tartu zum Geräteturnen. Freitags gehe ich nach der Schule in das Musikstudio und habe Klavier- oder Geangsunterricht. Das ist 5min von meiner Schule entfernt.

Hier noch ein paar viele Unterschiede zwischen der estnischen und deutschen Schule

1. Der 1. September. Das ist hier ein besonderer Tag. Alle ziehen sich schick an und die Einschulung findet dort statt.

2. Jeder hat seinen eigenen Spint und bekommt ihn kostenlos von der Schule. Da kann man seine ganzen Anziehsachen reinpacken und muss sie nicht den ganzen Tag mit sich rumschleppen.

3. Man muss seine Schuhe wechseln. (Also jeder hat ein paar extra Schuhe nur für die Schule)

4. Es gibt eine Schulklingel für ca. 2min vor Unterrichtsbeginn, dann eine zum Stundenbeginn und zum Stundenende. Und zu dem Klingeln beginnt es dann auch wirklich und zum Klingeln am Ende packen alle ihre Sachen und rennen raus.

5. Alle Pausen, außer die beiden Essenpausen, gehen 10min, die verbringen alle immer drinnen und keiner geht raus.

6. Im Unterricht sind meistens alle Leute an ihrem Handy. Da passiert es auch häufig mal, dass die Handys auf laut sind oder, dass vereinzelt mal jemand zum Telefonieren rausgeht.

7. Wie schon erwähnt, gibt es für ins die Essenpause nach der 4. Stunde. Vorher isst eigentlich niemand was, außer mal einen Apfel oder Studentenfutter, da es für jeden Schüler kostenloses Mittagsessen gibt und das ist echt gut !
Wir sitzen immer zu 5. an einem Tisch und jeder Tisch hat seine eigenen Schalen mit Essen. Mehr Essen für den Tisch holen ist natürlich immer möglich :D

8. Der Sportunterricht ist um einiges angenehmer ! Bewertet werden wir nicht nach Zeiten, sondern nach dem Lehrer, wenn der Lehrer sieht, dass man sich Mühe gibt, bekommt man auch eine 5 !

9. Da sind wir auch schon beim nächsten Punkt. Die Noten sind anders herum. Es geht von der Note 1 bis zur 5, wobei die 5 die beste und die 1 die schlechteste Note ist.

10. Estland ist eines der Länder der Technik. Das merkt man auch in der Schule.
Es gibt E-Koll (Online Schule). Das ist wie ein Klassenbuch nur elektronisch. Da steht alles wichtige drin: Hausaufgaben, Noten, Ausflüge etc.
Die Klassenräume sind super ausgerüstet. In jedem Raum ist ein Beamer und eine Leinwand, ein Computer für die Lehrer (E-Kool) und eine Art Overhead Projektor.
Und die Technik funktioniert wirklich immer und darauf kann man sich auch wirklich verlassen.

11. Ok, das ist jetzt persönlich, aber die Tische haben eine Ablage für die Füße und das finde ich ziemlich cool.

12. Die Bücher und Arbeitshefte bekommt man kostenlos aus der Schulbibliothek. Wobei die Bücher nur geliehen sind. Ebenso ist der Schulbus und wie schon erwähnt, das Essen kostenlos :p

13. Es gibt keine Klassendienste. (Tafeldienst etc,)

14. Freitag haben wir einen andern Zeitplan, dadurch endet der Freitag ca. 30 min früher.

15. Im Unterricht schreiben alle in kleine A5 Heften, wie ich in der Grundschule.

16. Die Lehrer haben alle ihre eigenen Räume und wir gehen von Raum zu Raum zu den Lehrern.

17. Jeder befüllt seine Flaschen am Wasserhahn im Raum.

18. Wörterbücher. Die Buchstaben ö,ü,ö und õ sind am Ende

19.  Die Esten hängen in ihrem Unterricht zurück. Das was ich in der 10. und teilweise 9. Klasse haben, behandeln sie hier in der 11. Klasse.

20. Die Esten sind nicht sehr motiviert darin, ihre Hausaufgaben zu machen :p


Zusammengefasst kann man sagen, dass die Schule um einiges angenehmer und entspannter ist. Ich kann natürlich keine Garantie geben, dass das an jeder Schule genau so der Fakt ist und ich kann natürlich nur auf Grund meiner Erfahrung schreiben.


Random stuff

Meine Mutter hat mir am 3. September ein Paket mit meinen Wintersachen (Jacke, Schuhe, etc.) zugeschickt. Ich warte schon sehnsüchtig darauf, da es am Morgen langsam kälter wird.
Nun kam aber die Nachricht, huch ihr Paket wurde nach Spanien geschickt.
WTF Spain und Estonia, wie kann man das bitte verwechseln ?!?!
Und das Beste ist DHL hat keine Ahnung wo es ist, ob sie es auftreiben können und ob es jemals hier ankommen wird.
Ich hoffe, dass es irgendiwe hier herkommt, aber ich werde mich wohl schon mal nach neuen Wintersachen umsehen .. :/


Aber demnächst steht der erste richtige Besuch in Tallinn an ! Dann noch ein Besuch in Rakvere und ein Seminar von meiner Organisation im Oktober.

Bis zum nächsten Blog,

Michi :)