Freitag, 21. Oktober 2016

Umzug

Meine Gastfamilie hat sich dazu entschieden umzuziehen und natürlich kam die Frage auf, ob ich mich nach einer neuen Gastfamilie umschaue oder mitkomme.
Ich habe mich dazu entschieden, mit meiner Gastfamilie mitzukommen.
Wir ziehen leider nicht in die Nachbarschaft, sondern in die Nähe einer größeren Stadt, Rakvere.
Momentan lebe ich mit dem Auto ca. 30min nördlich von Tartu entfernt (Imukvere).
Das bedeutet, dass ich auch meine Schule wechseln werde.
Zum Glück ist Estland nicht so groß und der Weg nicht so weit, sodass ich meine Freunde oft besuchen kann und sie mich. (Und wer meine neue Adresse haben möchte, kann mich gerne privat danach fragen.)
Ich werde in Rakvere auf ein privates Gymnasium in die 11. Klasse gehen. Eine andere deutsche Austauschschülerin geht auch dort zur Schule allerdings in die 10. und manchmal 12. Klasse. Und ihre Gastmutter wird meine Klassenlehrerin werden, wodurch sie mir schon viele Infos von der Schule gegeben hat und was mir etwas die Angst nimmt. Meine Gastmutter wird an der Schule arbeiten, somit ist das alles etwas einfacher.
Trotzdem fängt für mich alles von 0 an; neue Schule, neues Umfeld, neue Leute und neue Hobbys. Also wird es in nächster Zeit in meinem Blog wieder viel um das Einleben gehen.
Und da ich gefragt wurde, wann die Blogeinträge immer online kommen:
Immer am 16. des Monats (monatliches Update), da ich am 16.08. hier in Estland angekommen bin.
Und im Zusammenhang mit dem Umzug und der Woche in Tallinn (ich fahre am 23. endlich nach Tallinn!), kann zwischendurch auch nochmal was kommen!

Bis zum nächsten Blog,

Michi :)

Sonntag, 16. Oktober 2016

2. Monat: Sprache, Veränderungen und Freunde

Und nun ist auch schon der zweite Monat um, das geht hier alles ganz schön schnell. Das fällt mir vor allem gerade jetzt beim Blog schreiben auf, es fühlt sich an, als hätte ich meinen letzten Blog letztes Wochenende hochgeladen, das ist jetzt aber schon einen Monat her.

Die meiste Zeit im letzten Monat habe ich natürlich in der Schule verbracht.
Es hat sich nicht viel zu vorher verändert, ich habe erste Noten in Englisch, Chemie, Deutsch, Psychologie und Sport bekommen.
In der Schule spreche ich hauptsächlich Englisch mit meinen Klassenkameraden, einige Lehrer sprechen englisch und versuchen mir etwas zu erklären, die Meisten sprechen aber nur estnisch.
Was dazu führt, dass ich die meiste Zeit etwas für mich alleine machen, estnisch lernen zum Beispiel. Dafür hab ich ein Buch, ein Vokabelheft und ein Grammatikheft. Dazu hat mir meine Gastmutter in letzter Zeit auch noch viele ihrer Comichefte gegeben.

Das Buch kann ich sehr gut empfehlen, es ist zwar nur auf estnisch, aber es besteht aus Dialogen, Texten, Bildern, Grammatik und etwas allgemeinem zur Sprache. Am Ende jeder Lektion gibt es immer einen Test für das gelernte der Lektion und nach 5 Lektionen immer einen größeren Test. Insgesamt besteht es aus 25 Lektionen. Ganz am Ende des Buches gibt es eine Zusammenfassung der Grammatik, alles wichtige zur Sprache, die Vokabelliste (estnisch—> deutsch)  für jede Lektion alphabetisch geordnet und dann nochmal eine Vokabelliste von allen Wörtern.

Damit verbringe ich also die meiste Zeit.
Meine Sprachkenntnisse belaufen sich momentan nur auf kleinere Konversationen, die ich führen kann und manchmal verstehe ich auch das Thema, über das gesprochen wird.
Am Anfang ist es mir wirklich sehr sehr schwer gefallen estnisch zu lernen. In meinem Kopf blieb nichts länger als 10 Sekunden, in den ersten Wochen hatte ich nach der Schule immer Kopfschmerzen, durch das Wechseln der drei Sprachen und in meinem Kopf war ein einziges Sprach-Wirr-Warr.
Mittlerweile fällt es mir um einiges leichter estnisch zu lernen, zu verstehen und zu sprechen. Momentan versuchen wir zu Hause die meiste Zeit estnisch zu sprechen, das kappt mäßig. Mit einigen Leuten muss ich mich aber auf estnisch verständigen und ich muss euch sagen, wenn ich mich wirklich auf estnisch unterhalten muss oder Dinge klären muss, klappt das auf einmal viel besser. Also am besten tun alle in meinem Umfeld einfach so, als würden sie nur estnisch sprechen und dann klappt das bestimmt schneller mit dem Lernen, hoffe ich :D
Ein paar Fakten zur Sprache:

1. Estnisch hat 14 Fälle, mit denen man ausdrückt woher man kommt, wo man ist, wo man hingeht, mit/ohne wem/was man irgendwo hingehen möchte, was man werden möchte usw.

2. Es gibt keine wirkliche richtige Satzstellung, man packt das zusammen wie man Lust hat.

3. Es gibt keine Artikel und weniger Präpositionen als im deutschen (dafür die Fälle)

4. Es gibt kein Futur, man sagt einfach „morgen“, „in ein paar Wochen“ oder wann auch immer es passiert

5. Mich erinnert estnisch ein ganz kleines bisschen an französisch.

In der Schule gab es zwei „größere“ Tage und zwar war das einmal der Lehrertag und die Fuchstage.
An meiner Schule gab es zwei Fuchstage, die meine (11.) Klasse organisiert hat. Allgemein sind das Tage, wo man die 10. Klasse willkommen heißt. Anders als in Deutschland, schreibt man hier in der 9. Klasse große Arbeiten und man kann sich dann entscheiden, ob man aufs Gymnasium geht, deshalb gibt es in den zehnten Klassen immer neue Schüler.
Bei mir lief es so ab, dass sie am ersten Tag ein Thema bekommen haben, wonach sie sich kleiden mussten, dann kam an dem Tag Joga dazu und Klassiker, wie sich mit Knoblauch in der Zahnpasta die Zähne zu putzen, etliche ranzige Dinge essen und Tischdienst.
Am zweiten Tag, hatte jeder seine eigene Rolle, nach der er sich kleiden musste. Es gab wieder viele verschiedene Spiele und einiges an kleinen „Köstlichkeiten“ zum Essen. Am Ende des Tages wurde auch noch kontrolliert, ob jeder sein persönliches Ei, dass er am Tag davor bekommen hat, gut beschützt hat und es wohlbehütet wieder mitgebracht hat.
Was mich erstaunt hat war, dass die Klasse das wirklich ernst mitgemacht hat, die Kostüme waren wirklich teilweise sehr kreativ und real, jeder hat das Essen gegessen und alle waren motiviert, obwohl es am zweiten Tag doch Schwund der Schüler gab.
Natürlich ist das an jeder Schule anders, so haben andere Schulen eine ganze Fuchswoche oder
die 12. Klasse plant das für die 10. Klasse, manche Schulen haben auch gar keine Fuchswoche.

Der Lehrertag (Õpetajapaev) wurde bei mir, anders als an anderen Schulen, am 7. statt am 5. Oktober „gefeiert“. An dem Tag übernimmt die 12. Klasse den Unterricht an der Schule, auch ein paar Schüler meiner Klasse haben ausgeholfen, einige "Lehrer" mehr oder weniger ernst, aber lustig war es. Am Ende des Tages, gab es dann noch eine Schulzeremonie, wo unseren Lehrern und "Lehrern" gedankt wurde und sie sogar gesungen haben.

In meiner Freizeit hat sich momentan eigentlich fast alles verändert.
In der Musikschule, eigentlich ist es eher ein Musikstudio, singe ich nur noch. Zu Hause haben wir kein Klavier, also könnte ich nicht wirklich üben und somit hat sich das dann ergeben.
Aus verschiedenen Umständen kann ich nicht mehr nach Tartu zum Turnen fahren, weshalb meine letzten Wochen von viel Langeweile geprägt waren.
Da musste natürlich irgendwas neues her, nur ist das hier in Estland und erst Recht auf dem Land etwas kompliziert.
Da ich aber mein Cyr mitgenommen habe, hätte ich ja eigentlich eine Freizeitbeschäftigung, nur haben wir nie eine richtige Genehmigung für die Hallennutzung der Schule bekommen. Das habe ich dann mit der Sportlehrerin geklärt und nun kann ich nach Hallenbelegung trainieren. Das ist momentan immer nur Montag der Fall und wenn die Halle leer ist. Ich habe jetzt auch Badminton ausprobiert, bis jetzt macht es mir Spaß und ich bin über jede Freizeitbeschäftigung dankbar.

Eigentlich sollte in diesem Blog auch etwas über mein Wochenende in Tallinn kommen…
Naja … es kommt nunmal alles anders als man denkt.

An einem Wochenende gab es einen Art Jahrmarkt, in der „Stadt“ wo meine Schule ist. Es gab verschieden Stände mit Essen, Kleidung, Schmuck etc.. Ich habe in Estland noch nie so viele Leute auf einem Platz gesehen und das quasi gleich nebenan.



Den einen Tag war ich zum Shoppen für Schuhe in Tartu, da mein Paket dort noch nicht da war und es langsam kalt wurde.
Ein anderes Wochenende habe ich bei einer Freundin verbracht. Wir waren am 1.10. in Tartu, das war der estländische Musiktag, und es gab überall kostenlose Musikveranstaltungen, und wir haben uns dort ein estnisches Klassik Konzert angesehen. Danach waren wir noch ein wenig in Tartu einkaufen.

An einem Abend bin ich dann mit anderen Leuten aus meiner Klasse nach Tartu zum Autokino gefahren, eigentlich waren wir total auf den Film „Nerve“ gespannt, da das aber eine Veranstaltung der Wissenschaftswoche war und einer der Wissenschaftler nicht mit dem Film kommen konnte, haben sie den Film „Imitation Game“ gespielt. Ich kann mich eigentlich nicht wirklich für den falschen Film beschweren, da es alles (inklusive Popcorn) kostenlos war.
Ich schätze es sehr, dass es in Tartu viele kostenlose Veranstaltungen gibt!



Dann hatte ich am 8. & 9.10. mein Herbstseminar von yfu (meine Austauschorganisation), wo ich alle anderen Austauschschüler wiedergesehen habe. Das ganze fand in Tallinn (Viimsi) in einer Schule statt.
Wir hatten Workshops zu den Themen: Freunde, Familie, Freizeit und Schule. Dazu kam ein Estnischsprachtest, der uns in unsere Estnischsprachkurse eingeteilt hat. (Ich war in der besten Gruppe, was für mich eine kleine Belohnung und Anerkennung für das ganze Gelerne, die Kopfschmerzen und das Nerven meiner Mitschüler war.)
Probleme, Sorgen, Ängste und Erfahrungen wurden fleißig untereinander ausgetauscht und jeder hat sich gegenseitig Tipps gegeben.

Und an diesem Wochenende (15.&16. Oktober) haben wir den ersten Geburtstag meiner kleinen Gastschwester gefeiert.

Updates:
Meine Pakete: Ja, Pakete :P
Ich habe ein Paket mit Lebkuchen, Schokolade, Duschbad etc. von meinem Vater aus Österreich zugeschickt bekommen, was insgesamt vier Tage gedauert hat.
Das Paket von meiner Mutter ist dann am 11.10. ziemlich zerstört, aber vollständig, mit einem Umweg durch Spanien, nach 38 Tagen auch endlich hier in Estland angekommen. Nun kann der Winter kommen!
Zum Wetter: Die Temperaturen sind einstellig und jeden Morgen bin ich dankbar, wenn das Thermometer über Null Grad anzeigt. Aber es wird kälter!

Ich habe nun noch eine Woche Schule und dann beginnt meine Ferienwoche, die ich hoffentlich in Tallinn verbringen werde, vielleicht kommen andere Austauschschüler zu mir, ich fahre zu ihnen oder kann Städte besichtigen, dann geht die Schule weiter und mehr ist auch noch gar nicht geplant.

 Bis zum nächsten Blog,

Michi :)